Vielen Dank für Euer Interesse- ich beginne mit dem Metal-Büffel-Jahr eine kleine Reihe zur Klassischen Chinesischen Medizin.
Grundlagen dafür sind die klassischen Texte des SuWen und LingShu- aber keine Sorge… es ist für Sie/Euch geschrieben- einfach zum besseren Verständnis 🙂
Ich arbeite in meiner Praxis mit:
- Befragung, Zungen- und Pulsdiagnostik
- modern- Auskultation, mit der Kapillarblut-Analyse, EKG und bei Notwendigkeit mit den Möglichkeiten des MRT; Röntgen; Sonografie…- über die Hausarztpraxen der Patienten
- Ping-Shen-Technik
- Akupunktur
- Moxa-Therapie
- Gua-Sha-Techniken
- TuiNa/Shiatsu
- Kräutermedizin
Ich möchte Euch heute die Zungen- und Pulsdiagnostik ein wenig näher bringen.
Bei beiden Techniken kann ich als Therapeutin den Zustand der Meridiane aber auch der Organe erkennen- dabei sind Zungendiagnose und Pulsdiagnose gleich schwer… einer meiner Lehrer sagte einmal:“Lerne dein Leben lang in Puls- und Zungendiagnose an mehr als 20000 Zungen und Händen, dann bekommst du eine Ahnung vom Zustand des Menschen“ 😉 – ich bin jetzt bei ca. 3000… also noch Potential nach oben 😉 😉 .
Die Zunge- ein Organ mit vielen Aufgaben und Funktionen- so hilft sie uns bspw. beim Sprechen und Singen, mit ihr „Betasten“ und spüren wir beim Essen die Nahrung, prüfen, ob ausreichend gekaut wurde oder uns nicht zuträgliche Bestandteile entfernt werden müssen; wir reinigen damit die Schleimhauttaschen, Mundboden, Gaumen und Zahnzwischenräume. Ohne Zunge könnten wir die Geschmäcker süß, sauer, bitter und salzig nicht schmecken oder unterscheiden. Sie ist ein kräftiger, äußerst beweglicher Muskel, der „Putzer“ des Mundes, aber auch Spiegel des Körpers. Sämtliche Veränderungen in Farbe, Form und Belag können auf Störungen im Organismus hinweisen. Grund für diese Vielseitigkeit und Wichtigkeit ist die absolut vielschichtige organische und nervale Vernetzung von Mundhöhle und Zunge mit dem Gehirn. Die Zunge ist über vier Nerven sowohl mit dem Gehirn als auch mit inneren Organen verbunden- es sind… motorisch der Nervus(N.) hypoglossus, sensorisch die Chorda tympani, N. glossopharyngeus, N. vagus, sensibel die N. lingualis, N. glossopharyngeus, N. vagus. Diese sind für die Empfindung von Hitze, Kälte, Schmerz und Geschmack verantwortlich.
Zungendiagnose- nur ein kleiner Exkurs:
- …an der Zungenspitze erkenne ich den Zustand von Herz und Geist und dem Pericard(Herz als Meister);
- … direkt dahinter befindet sich die Zone der Lunge;
- … es folgen mittig Magen und Milz;
- …im Zungengrund dann die Därme, Niere und Blase…
- … die Seiten geben Aufschluss über den Zustand von Leber und Gallenblase.
Die Farben:
- hell- Mangel, Leere, Schwäche
- blassrosa, leicht feucht glänzend, oft mit einem weißlich-klaren Belag überzogen- normal
- rot oder dunkelrot- Hitze, oft Fülle
- blau- Blutstase
- weiß- Kälte
- gelb-Hitze
Beispiele:
Ist die Zunge geschwollen, weißt das auf Feuchtigkeit und Schleim hin- zum Beispiel bei Übergewicht, Gelenkschmerzen, hohen Cholesterinwerten…
Ist die Zunge an den Rändern geschwollen, rot und aufgeworfen deutet das auf eine Leber-Gallenblasenproblematik hin z.B. bei Fettleber, Migräne, Fettstoffwechselstörungen…
Hast du Schwierigkeiten, die Zunge entspannt heraus zustrecken deutet das auf eine grundlegende Schwäche hin; weicht die Zunge seitlich ab, deutet das auf inneren Wind hin- ein Hinweis auf ernstere Zustände wie extreme Hypertonie, Arteriosklerose bis hin zu TIAS oder auch Vorzeichen für Erkrankungen des Zentralen Nervensystems.
Die Pulsdiagnostik:
- kennt in der Klassischen Chinesischen Medizin wesentlich mehr Pulse als die westliche Medizin. Es gibt 28 verschiedene Pulse, die an drei Stellen und in drei Tiefen an den beiden Handgelenken getastet werden können.
Den verschiedenen Pulspositionen werden die unterschiedlichen Organe zugeordnet.
Rechte Hand:
- Cun: Lunge
- Guan: Milz
- Chi: Nieren-Yang
Linke Hand:
- Cun: Herz
- Guan: Leber
- Chi: Nieren-Yin
Die Art des Pulses wird in drei Tiefen (Hautoberfläche, mittlere und tiefe Ebene) ermittelt. Erfasst werden Frequenz, Volumen, Rhythmus und Form der Pulse. Damit werden Mangel, Fülle oder verschiedene Disharmonien in den entsprechenden Organen unterschieden- gleichzeitig zeigt der Puls bei den unterschiedlichen Meridianen auch unterschiedliche Qualitäten bei Störungen an…
- bspw. bei Störungen im Sondermeridian DuMai(direkt auf der Wirbelsäule vom Bereich zwischen Anus und Geschlecht bis zum Inneren der Oberlippe) sind Cun, Guan und Chi oberflächlich(Fu), können aber auch eine drahtige Qualität(Xian) oder volle(Shi) aufweisen.
An beiden Handgelenken wird der Puls jeweils an drei Stellen getastet. Von distal (zur Hand hin) nach proximal (weiter zur Schulter): Cun, Guan, Chi- diese Positionen entsprechen in etwa der Lage der Punkte Lu9,8,7 auf dem Lungenmeridian.
An allen drei Stellen werden beim Betasten je drei Druckstärken ausgeübt: oberflächlich, mittel, tief…
… und daraus ergeb sich dann die 28 Hauptqualitäten in den Pulsen und die zahlreichen Differenzierungen.
Mit diesen diagnostischen Methoden habe ich in der Praxis die Möglichkeit, weiterführende Diagnostik zu empfehlen bzw. selbst durchzuführen.
Die Klassische Chinesische Medizin würde ohne diese beiden Komponenten der Diagnose nicht so effektiv und vollständig sein- an einer ausführlichen diagnose in beiden Bereichen erkennt ihr auf jeden Fall einen geschulten Therapeuten/ eine geschulte Therapeutin 🙂
Beim nächsten Beitrag in dieser Reihe nehme ich Euch mit auf einen Exkurs zur Akupunktur.
Bleibt gesund- bleibt in Eurer Mitte und lasst es Fließen- alles Liebe…
Kira
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