Ärger

Festhalten erlaubt…

… die Große Klette hängt förmlich an uns, wenn wir uns zu nahe heran wagen- und bloß gut, dass es sie gibt:

  • Arctium lappa ist ein kaiserliches Kräutlein- sie ist eines der Hauptkräuter, wenn es um die Meridiane Leber, Gallenblase, Niere und Lunge geht;
  • In den Kräuterrezepturen werden Wurzel- leicht bitter- süßlich, Blätter- bitter und die Samen- scharf- bitter- verwendet.
  • Die Eigenschaften sind sehr vielfältig: sie bewegt die Säfte, wirkt trocknend, adstringierend, diaphoretisch, diuretisch, blutreinigend, tonisiert das WeiQi und kann ob dieser Eigenschaften eingesetzt werden bei…
  • Schleim-Hitze der Lunge; Pneumokokken-Infektion, Husten, Bronchitis und Pneumonie mit gelblich- grünlichem Auswurf…
  • Wurzeln und Blätter bewegen das Leber-Qi; regulieren den Cholesterinspiegel, wirken leicht abführend- wichtig bei „Leber-Kopfschmerz“, bei Menstruationsschmerzen, beruhigen brodelnden Ärger, Zorn und Aggressionen;
  • Blatt und Wurzel stärken das Leber-Yin; reinigen das LeberParenchym;
  • der Samen in den Mischungen vertreibt inneren Wind- Wind/Hitze-Wind/Feuchtigkeit, bei wandernden Schmerzen, Rückenschmerzen, aber auch bei Windpocken und Masern;
  • entgiftet den Körper bei Schwermetallbelastungen(Wurzel und Samen)…
  • kosmetisch ist das Klettwurzelöl bekannt, welches in die Kopfhaut bei Haarausfall und Wind-Hitze im Kopfhautbereich(Hitzepickel…) eingesetzt werden kann…

Es gibt ca. 80 Krankheitsbilder und Symptome, bei denen die große Klette gute Dienste leisten kann- ich verwende sie in Kräutermischungen(Kraut), das Dekokt aus der Wurzel für Umschläge, Waschungen und Spülungen und auch als Tinktur z.B. für eine große Leberreinigung bei Toxinbelastung.

Wussten Sie übrigens, dass die Klette noch im 19.Jahrhundert als sehr gut wirkendes Mittel bei Masern, Scharlch, Röteln- also den echten Hitzekrankheiten und auch bei den „Lustkrankheiten“ eingesetzt wurde. Menschen, die gut auf die Klette ansprechen, sind Konsumenten von Leidenschaft und Genuss im Übermaß, halten oft an Altem fest, lernen selten aus der Vergangenheit und ordnen nicht gerne neu- der Klette-Typ trägt seine Schuldgefühle mit sich herum, fixiert sich auf Altes und oftmals nicht Passendes- Loslassen ist sein großes Problem!!

Schade, dass diese eindrucksvolle Pflanze auf Grund der Herbizide und extensiven Landwirtschaft bei uns in den Regionen fast verschwunden ist. Mein Appell an die Landwirte- lssen Sie unseren heimischen Kräutern Raum – wir benötigen sie dringend, denn die schulmedizinischen Medikmente sind nicht der Weisheit letzter Schluss!

Wachstum und Streben

…aber auch Freiheit braucht klare Grenzen- das Frühjahr beginnt und damit das kleine Yang/ frische Holz des Jahres.

Dem Element Holz sind in der CM die Funktionskreise Leber und Gallenblase zugeordnet. Die Leber sorgt für den gleichmäßigen Fluss von Energie und Blut (Qi und Xue) und Emotionen(Ausgeglichenheit)- Störungen bemerken wir als Wut oder Zorn. Der Funktionskreis Gallenblase steht für Entscheidungskraft und Zielstrebigkeit, aber auch für Ängstlichkeit oder Ängste- in China sagt man häufig “ Du kleine Gallenblase“.
Das Jahr beginnt, unser Frühjahr naht und mit ihm das aufstrebende junge Yang. Das Gezwitscher der Vögel und eine frische Frühlingsbrise treiben winterliche Tristess davon, alles strebt ans Licht- Mensch, Pflanzen und Tiere. Damit beschreiben wir in der CM auch die natürliche Energiebewegung des jungen Yang(Holz) im menschlichen Körper: die Lebensphase der Kindheit und Jugend- besonders der Pubertät- beschreibt dieses Element besonders gut. Wachstum, Streben aber auch Durchbrechen von Grenzen- das ist Holz. Die Entwicklung ist ausgeglichen und gut, wenn wir von klein an genug Halt, aber auch Raum für unsere Entwicklung bekommen. Wir benötigen Freiräume, aber auch klare Grenzen.
Sie haben bereits öfter erfahren, dass die Vertreter des Daoismus die Beobachtungen aus der Natur auf die Menschen übertrugen. In Asien wächst Bambus- ein flexibles, widerstandsfähiges Gewächs. Er symbolisiert das Gute des Holzelements. Immer grün und flexibel erträgt er extreme Wetterbedingungen. Er durchbricht sogar Mauern und kann sich beugen ohne zu brechen- nicht umsonst heißt eine berühmte Kräutermischung zur Behandlung von Schmerzzuständen “ Biegsamer Bambus“.

„Mir läuft eine Laus über die Leber oder die Galle kocht mir über“-
wer kennt diese Aussprüche nicht? Die Leber symbolisiert im Ungleichgewicht die Wut- unausgelebte Wut zeigt sich auch in Ungeduld, Reizbarkeit, Frustration, Aufsässigkeit und Intoleranz. Ständig Wut mit uns herum zu tragen und dieses Gefühl bewusst oder unbewusst schlecht loszulassen, kann irgendwann zu körperlichen Symptomen führen. Qi und Xue stagnieren und führen durch diese Stagnation zu Krankheitsbildern: angefangen von Allergien, Verdauungsprobleme, Kopf-, Bauch-und Menstruationsschmerzen, bis hin zu Leber- und Gallenproblemen der Organe, aber auch mentale Erkrankungen wie Melancholie, Depressionen oder Schlafstörungen. Da die „Leber sich über die Augen öffnet“ gehören auch die Störungen unseres „Sehorgans“ zu möglichen Krankheitsbildern.
Unausgeglichenheit- Stagnation des Leber-Qi- zeigt sich in Stimmungsschwankungen und Verspannungen. Der Betroffene fühlt sich oft benachteiligt und beziehen alles auf sich. Unbewußt versuchen Sie, diese Stagnation zu beseitigen, indem Sie andere kritisieren und ständig bevormunden/ klein machen. Klischees und „Schubladendenken“ sind typisch, genau wie ständig gelebte Dominanz. In blindem Aktionismus verletzen Sie andere, sind oft ungeduldig, frustriert und genervt. Ein unausgeglichener „Leber“ Mensch kann sich in der Öffentlichkeit oder in der Arbeit/ Freundeskreis oft gut beherrschen, aber sobald „die Tür geschlossen wird“, er auf Schwächere trifft, dann bricht es aus ihm raus.

Was also tun, damit unser Leber-Qi und Xue nicht in’s Stocken geraten?

  • Bewegung bringt das Leber-Qi in Fluss, sei es durch Sport ganz allgemein oder um in der CM zu bleiben mit TajiChuan/ Qi Gong.
  • Lernen sich bewusst zu streiten, anstatt den Ärger runterzuschlucken; Ansprüche loszulassen und sich einfach akzeptieren, wie man ist; bewusst freundlicher und respektvoller zu sich und anderen zu sein.
  • Hilfreich kann es sein, den Tagesrhythmus zu verändern- wer vor 22.30 schlafen geht stärkt Leber und Gallenblase, da diese Organe bis 3.00 Uhr ihre Hauptaktivität haben und sie der Schlaf um diese Zeit am besten regeneriert. Hilfreich ist auch eine Pause- ob nun zum Schlafen oder einfach nur zur Ruhe- in der „Ruhezeit“ der Leber zwischen 13:00 und 15:00 Uhr.
  • Gleichen Sie sich aus- Menschen mit einer gesunden Leberenergie haben klare Vorstellung vom eigenen Lebensweg und sind geduldig und voller Vertrauen zu sich selbst. Zielstrebig, optimistisch und selbstbewußt gehen Sie durch das Leben und sind gütig, wohlwollend und aufrichtig. Das Leben ist für sie klar und unabhängig, ohne andere durch ihre Kraft und Selbstständigkeit einzuschränken. Nur in Harmonie mit den Mitmenschen entfalten ausgeglichene „Holztypen“ ihre Persönlichkeit, Humor und Kreativität. In der Partnerschaft ist eine Veränderung kein Drama, flexibel und voller Vertrauen sind ausgeglichene Holzpartner bereit, nach neuen Lösungen zu suchen.
  • Sind Qi und Xue der Leber im Fluss, kann sich auch Hun, die Leber-Seele, entfalten. Nach den Vorstellungen der alten Chinesen ist die Leber Sitz von Hun. Hun verbindet uns mit dem Himmlischen und fördert das spirituelle Wachstum. „Hun gibt uns Vorstellungskraft und Phantasie“- die Kraft der Vision und die Fähigkeit, etwas Zukünftiges zu erträumen, sind Ausdruck eines gesunden Leberfunktionskreises.
  • Stärken Sie Leber und Gallenblase mit der geeigneten Nahrung- leicht sauer-frische Gemüsearten, frische Wildkräuter, leicht Verdauliches, wenig Fleisch, sehr wenig Milchprodukte sorgen für einen guten Ausgleich und keine Speisen nach 19:00 Uhr- spätes Essen kann zu unkontrolliert aufsteigendem Leber-Yang führen und das stört die Nachtruhe, bringt Unruhe und eventuell auch Übelkeit und Schmerzen im Bereich der Leber/Galle.
  • Ein Hauptakupunkturpunkt, der das Leber-Qi sehr günstig beeinflusst ist Leber 3- siehe Bild- dieser Punkt kann bei Frust, Ärger, Kopfschmerzen, „rotem Kopf“ oder Völle gedrückt gehalten werden- er entspannt und liegt in einem „Lymphsee“ jeweils beidseitig am Fuß- in einer Senke zwischen Groß- und Zweitzehe.
Punkt Leber 3- aus Handbuch Akupunktur von Deadman, Al-Khafaji und Baker

Punkt Leber 3- aus Handbuch Akupunktur von Deadman, Al-Khafaji und Baker

 

Zusammenfassung- für Sie zum Merken:

  • Das Holzelement- Frühling mit den ZangFu Leber und Gallenblase
  • Klima- Wind
  • Emotion- Ärger und Wut
  • Stimmung- der Aufbruch
  • Geschmack- sauer
  • Gutes- Zielorientierung
  • Nachteil- Hyperaktivität
  • Farbe- grün
  • zugeordnetes Körpergewebe- Muskeln und Sehnen

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Mein Herz ist weit und ohne Groll

Wissen Sie wieviel Zeit wir mit Groll, Hass und Zorn verlieren? Wertvolle Lebenszeit, die uns für wirklich wichtige Dinge im Leben fehlt, denn…sind wir wütend auf jemanden oder etwas, dann befinden wir uns in einem emotionalen Ausnahmezustand. Unsere Meridiane Leber und Galle haben keinen freien Fluss von Qi, die Wut oder der Zorn/ Ärger führen zu unkontrollierten Handlungen. Unverarbeitet über lange Zeit führen diese Emotionen zu einem anhaltenden Gefühl des “ Immer werde ich ungerecht behandelt“. Unsere Wut, unser Zorn, der Ärger richtet sich erst immer auf andere, aber irgendwann gegen uns selbst- denn unser Körper kann sich aus stagnierendem Leber- Qi nicht oder nur sehr schwer befreien. Was also tun?

  • Nehmen Sie sich Zeit! Beschäftigen Sie sich mit dem Zorn, Ärger, der Wut, die Sie auf eine Ereigniss, eine oder mehrere Personen verspüren.
  • Stellen Sie sich die Person oder Personengruppe oder das Ereignis vor- spüren Sie den Ärger, die Wut noch einmal nach.
  • Atmen Sie in dieser Situation tief ein und kräftig aus… mit jeder Ausatmung- so kraftvoll, wie Ihr Ärger ist, lassen Sie diese negativen Emotionen aus Ihrem Körper fließen.
  • Entwickeln Sie in Gedanken ein Gefühl der Gleichgültigkeit gegen das Ereignis oder die Person/ Gruppe von Menschen- sprechen Sie laut und deutlich “ Dieser Mensch…/ dieses Ereignis… ist mir egal, gleichgültig! Wiederholen Sie den Satz mehrfach.
  • Jetzt spüren Sie, wie sich mit jedem Atemzug der „Herzraum“, die „Siegelhalle des Kaisers“(in der chinesischen Medizin), also der obere Brustraum sich weitet, das Herz wird leicht und weit.
  • Spüren Sie, wie der Groll verschwindet und sich eher ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit ausbreitet.
  • Lassen Sie nun mit der Ausatmung dieses Gefühl mit nach außen in Ihre Umgebung fließen- immer weiter und Sie ereichen dadurch unter Umständen, dass sich die Situation komplett verändert.

In einem meiner vorherigen Beiträg habe ich das Talmud schon einmal zitiert, heute nun folgende so treffende Aussage:

„Viel Streit im Hause des Menschen entsteht durch grundlosen Hass.“
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